rotz steigender finanzieller Unabhängigkeit bleibt die langfristige Absicherung für viele Frauen eine Herausforderung. Eine aktuelle Studie des Marktforschungsinstituts INTEGRAL im Auftrag der Erste Bank und Sparkassen zum Weltfrauentag 2025 zeigt: Strukturelle Unterschiede zwischen Frauen und Männern bestehen weiterhin und beeinflussen die finanzielle Zukunft von Frauen erheblich. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 79 Prozent der Frauen befürchten, finanzielle Fehler zu machen, und meiden daher langfristige Investitionen. Gleichzeitig erhalten Frauen im Durchschnitt 42 Prozent weniger Pension als Männer – doch nur 14 Prozent ergreifen gezielt Maßnahmen, um diese Lücke zu schließen.
Finanzielle Eigenständigkeit mit Hindernissen
Obwohl 64 Prozent der Frauen angeben, finanziell auf eigenen Beinen zu stehen, zeigen sich deutliche Unterschiede je nach Alter und Einkommensniveau. Junge Frauen zwischen 18 und 25 Jahren sind oft noch auf finanzielle Unterstützung durch Eltern oder Partner angewiesen, während Frauen zwischen 26 und 30 Jahren bereits eine größere Eigenständigkeit erreicht haben. Doch eine solide langfristige Finanzstrategie fehlt häufig: Lediglich 19 Prozent der Frauen verfolgen einen strukturierten Finanzplan. Stattdessen stehen kurzfristige Sparziele wie Reisen oder Notgroschen im Fokus.
Einkommenslücke heute – Pensionslücke morgen
In Österreich verdienen Frauen im Durchschnitt 18 Prozent weniger als Männer – eine Lücke, die durch Teilzeitarbeit und geringere Entlohnung weiter verstärkt wird. Über die gesamte Berufslaufbahn betrachtet, bedeutet dies ein Viertel weniger Einkommen und damit eingeschränkte Spar- und Investitionsmöglichkeiten. Besonders drastisch sind die Auswirkungen auf die Pension: Aufgrund von Unterbrechungen der Erwerbstätigkeit durch Karenzzeiten und reduzierter Arbeitszeit erhalten Frauen durchschnittlich 42 Prozent weniger Pension als Männer.
Gerda Holzinger-Burgstaller, CEO der Erste Bank, betont: „Diese Ungleichheit beeinflusst nicht nur das monatliche Einkommen, sondern auch die langfristigen finanziellen Perspektiven von Frauen. Es ist essenziell, dass Frauen sich dieser Problematik bewusst sind und frühzeitig Strategien entwickeln, um finanzielle Nachteile auszugleichen.“
Obwohl 71 Prozent der Frauen die Problematik erkennen, setzen nur 14 Prozent konkrete Maßnahmen zur finanziellen Vorsorge um. Besonders junge Frauen handeln kaum: Lediglich acht Prozent haben bereits gezielt in ihre Altersvorsorge investiert. Holzinger-Burgstaller erklärt weiter: „Wir wissen, dass Frauen oft später als Männer an ihre Pension denken. Doch genau hier liegt der Schlüssel für eine sichere Zukunft. Frauen sollten sich so früh wie möglich mit ihrer finanziellen Absicherung befassen und entsprechende Schritte setzen.“
Mehr Finanzbildung für mehr Selbstbestimmung
Ein zentrales Problem ist das fehlende Finanzwissen: Lediglich 13 Prozent der Frauen bewerten ihre Finanzkenntnisse als „sehr gut“, während 41 Prozent sich zumindest „eher gut“ informiert fühlen. Gleichzeitig geben 63 Prozent an, dass sie sich mehr Wissen über Finanzthemen wünschen. Besonders auffällig: Viele Frauen bemängeln Defizite in der schulischen Ausbildung. 63 Prozent hätten sich gewünscht, dass finanzielle Bildung in der Schule stärker thematisiert worden wäre.
Interessanterweise greifen viele Frauen bei Finanzfragen nicht auf klassische Bankinformationen zurück. Stattdessen informieren sie sich vorrangig im persönlichen Umfeld oder über soziale Medien. Gerade junge Frauen nutzen vor allem Plattformen wie Instagram, YouTube oder TikTok – ein potenzielles Risiko, da die dort bereitgestellten Informationen oft unvollständig oder fehlerhaft sind.
Holzinger-Burgstaller betont: „Als Bank sehen wir es als unsere Aufgabe, Finanzwissen praxisnah und verständlich zu vermitteln. Mit unserer Finanzbildungsreihe ’she invests‘, unserer Plattform ‚Finanziell Gesund‘ und durch persönliche Beratungsgespräche setzen wir gezielt Maßnahmen, um Frauen zu mehr Finanzkompetenz und damit zu mehr Unabhängigkeit zu verhelfen.“
Angst vor Fehlern blockiert finanzielle Chancen
Neben fehlendem Wissen spielen psychologische Faktoren eine große Rolle. Frauen schätzen finanzielle Risiken oft anders ein als Männer und bevorzugen sicherheitsorientierte Anlageformen. 79 Prozent der Frauen geben an, Angst vor finanziellen Fehlentscheidungen zu haben – eine Unsicherheit, die sie oft von langfristigen Investments abhält.
Dieses Zögern führt dazu, dass viele Frauen wertvolle Chancen im Vermögensaufbau ungenutzt lassen. Während sich 72 Prozent über alternative Anlagestrategien informieren wollen, investieren letztlich nur 18 Prozent in Wertpapiere oder renditestarke Anlageformen.
Holzinger-Burgstaller fasst zusammen: „Neben einer besseren Finanzbildung braucht es vor allem mehr Selbstvertrauen im Umgang mit Geld. Frauen sollen sich ihrer finanziellen Möglichkeiten bewusst werden und diese aktiv nutzen. Unser Ziel ist es, sie dabei zu unterstützen, wirtschaftliche Entscheidungen informiert, selbstbewusst und unabhängig zu treffen.“
Zur Studie
Die Erste Bank und Sparkassen beauftragten das Marktforschungsinstitut INTEGRAL mit einer Online-Befragung rund um das Thema „Frauen und Finanzen“. Im Jänner 2025 beantworteten 500 Personen den Fragebogen. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die österreichische Bevölkerung im Alter von 18 bis 75 Jahren.