Scalable Capital, in Österreich noch immer nicht steuereinfach soweit, hat für das Geschäftsjahr 2023 seine Zahlen bekanntgegeben und das deutsche Handelsblatt erfuhr von diesen und berichtete darüber. Erstes Fazit: Noch immer gehörig im Minus, aber die Verluste werden weniger. Nach Angaben aus dem Handelsblatt reduzierte sich der Jahresverlust deutlich auf 26,7 Millionen Euro, im Vergleich zu 58,4 Millionen Euro im Jahr zuvor. Die Umsätze des gesamten Konzerns (Scalable Capital ist schließlich mehr als nur der Broker, auch die Vermögensverwaltung und JustETF.com) stiegen hingegen von 50,5 Millionen Euro auf 112,5 Millionen Euro.
Kunden- und Vermögenswachstum als Treiber
Die Zahl der Kunden auf der Scalable-Plattform überstieg im Jahr 2024 die Marke von 1,1 Millionen. Die verwalteten Kundengelder stiegen im selben Zeitraum von 17 Milliarden auf mehr als 27 Milliarden Euro. Dieser Zuwachs unterstreicht die steigende Attraktivität von Scalable Capital, sowohl als Broker als auch als Vermögensverwalter.
Merkmal | Scalable Capital (2024) | Trade Republic (2024) |
---|---|---|
Kundenanzahl | 1,1 Millionen | 8 Millionen |
Verwaltetes Vermögen | 27 Milliarden Euro | 100 Milliarden Euro |
Durchschnittliches Vermögen pro Kunde | 24.545 Euro | 12.500 Euro |
- Kundenanzahl: Trade Republic hat mehr als 7-mal so viele Kunden wie Scalable Capital.
- Verwaltetes Vermögen: Trade Republic verwaltet etwa 3,7-mal mehr Vermögen als Scalable.
- Durchschnittliches Vermögen pro Kunde: Scalable Capital hebt sich mit fast doppelt so hohem durchschnittlichem Vermögen pro Kunde ab, was auf einen Fokus auf vermögendere Kunden schließen lässt.
Zum Vergleich: Konkurrent Trade Republic gibt an, über 8 Millionen Kunden zu haben, die ein Gesamtvermögen von 100 Milliarden Euro auf die Plattform bringen. Allerdings bleibt die Definition eines „Kunden“ in beiden Fällen unklar, was direkte Vergleiche erschwert.
Scalable Capital vs. Trade Republic
Wird versucht die Jahresüberschüsse bzw. -fehlbeträge von Scalable Capital und Trade Republic miteinander zu vergleichen, ergibt sich sogleich das Hauptproblem, dass beide Unternehmen unterschiedliche Zeiträume für ein Geschäftsjahr haben. Während Scalable Capital auf das Kalenderjahr setzt, ist es bei Trade Republic so, dass ein neues Geschäftsjahr mit 1. Oktober beginnt. Probieren wir es dennoch und wissen darüber
- Scalable Capital: Der Jahresverlust verringerte sich 2023 auf -26,7 Millionen Euro, ein deutlicher Fortschritt gegenüber -58,4 Millionen Euro im Vorjahr. Dies zeigt eine klare Annäherung an die Profitabilität.
- Trade Republic: Im selben Zeitraum erreichte Trade Republic erstmals einen Gewinn von +14,07 Millionen Euro, nachdem 2021/2022 noch ein Verlust von -145 Millionen Euro verbucht wurde.
Was auffällt ist, dass Trade Republic bereits im Plus ist, Scalable Capital hingegen (noch) nicht.
Investitionen und neue Einnahmequellen
Scalable Capital setzt weiterhin stark auf Wachstum und den Ausbau der Plattform. Mitte Dezember 2023 gab das Unternehmen eine neue Kooperation mit der Börse Hannover bekannt. Ziel ist der Aufbau der European Investor Exchange (EIX), einer eigenen Handelsplattform. Dadurch plant Scalable Capital, die Abwicklung von Kundenaufträgen selbst zu übernehmen und zusätzliche Einnahmen durch die Spanne zwischen Kauf- und Verkaufskursen (Spreads) zu erzielen.
Laut Unternehmensangaben konnte das Tochterunternehmen Scalable Capital, das Brokerage- und Vermögensverwaltungsdienste anbietet, das Geschäftsjahr 2024 bereits profitabel abschließen. Der Gesamtkonzern verzeichnet ebenfalls deutliche Fortschritte in Richtung Profitabilität, was insbesondere dem stark wachsenden Endkundengeschäft zu verdanken ist.
Gestiegene Kosten durch Expansion
Mit dem Wachstum steigen auch die Ausgaben. Der Materialaufwand hat sich 2023 mehr als verdreifacht – von 18 Millionen auf 58 Millionen Euro. Diese Kosten umfassen vor allem Ausgaben für Neukundenprämien und Provisionsaufwendungen. Auch die Personalkosten stiegen um 4 Millionen Euro auf 39,5 Millionen Euro, da die Mitarbeiterzahl von 392 im Jahr 2022 auf 423 Ende 2023 anwuchs.
Ein Lichtblick: Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen sanken um 13 Millionen Euro auf 42 Millionen, was insbesondere auf reduzierte Werbeausgaben zurückzuführen ist.
Wann steuereinfach in Österreich?
Der deutsche Broker Scalable Capital ist derzeit nicht steuereinfach, und offizielle Informationen über die Arbeit an einer steuereinfachen Lösung für Österreich liegen nicht vor. Dennoch sprechen mehrere Hinweise dafür, dass eine solche Entwicklung möglich sein könnte: eine Aussage von CEO Erik Podzuweit im März 2024, die Eröffnung einer Niederlassung in Wien sowie das Bestreben, eine Vollbanklizenz zu erhalten. Diese Schritte könnten darauf hindeuten, dass Scalable Capital in Zukunft auch in Österreich steuereinfach wird.
Im Vergleich zum Konkurrenten Trade Republic agiert Scalable Capital eher zurückhaltend und tritt meist erst dann an die Öffentlichkeit, wenn konkrete Neuerungen bekannt gegeben werden können. Zuletzt stieg auch der Smartbroker+ in den Ring, dass auch dieser in Österreich steuereinfach werden möchte.
Fazit
Scalable Capital zeigt 2023 deutliche Fortschritte auf dem Weg zur Profitabilität, bleibt jedoch weiterhin im Minus. Mit einem erheblichen Umsatzwachstum und einer wachsenden Kundenbasis manifestiert sich die Attraktivität der Plattform. Trotz der positiven Entwicklung fällt der Vergleich mit Trade Republic auf, das bereits profitabel arbeitet und deutlich mehr Kunden sowie ein größeres verwaltetes Vermögen aufweist.
Die Expansion von Scalable Capital, insbesondere durch die Einführung der European Investor Exchange (EIX), zeigt, dass das Unternehmen strategisch auf neue Einnahmequellen setzt. Gleichzeitig steigen jedoch die Kosten, was die Rentabilität weiterhin belastet. Für österreichische Kunden bleibt die fehlende Steuereinfachheit ein kritischer Punkt, der Wettbewerbsnachteile gegenüber anderen Brokern bedeutet. Ob und wann Scalable Capital hier aufholt, bleibt abzuwarten.
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