Mit der Zinswende sind sie wieder zurückgekehrt: die Online-Broker, die mit hohen Zinsen locken. Sie versuchen, Einlagen zu gewinnen, in der Hoffnung, dass diese später investiert werden. Sei es durch einen Lockzins für Neukund:innen oder durch einen attraktiven Zinssatz mit längerer Laufzeit – häufig jedoch unter besonderen Bedingungen, wie etwa einem Sammelkonto oder der Anlage in Geldmarktfonds. In diesem Beitrag wird aufgezeigt, welcher Broker denn nun 4 % p.a. bietet und warum es sich um ein definitives Lockangebot handelt und worauf aufzupassen ist.
Hinweis: Der hohe Zins ist stets ein Lockangebot vom Broker, damit dieser Einlagen erhält in der Hoffnung, dass diese auch investiert werden. Manche Broker verlangen in ihren Bedingungen sogar, dass es zu einem Investment kommt (z. B. Smartbroker+ mit 3 Transaktionen im Quartal).
Achtung: Unter der Tabelle wird erklärt, was es mit steuereinfach/nicht steuereinfach auf sich hat und was es mit Sammelkonto auf sich hat in Hinblick auf die Einlagensicherung! Unbedingt lesen, denn es könnte komplex werden.
Steuereinfach / Nicht steuereinfach:
Bei steuereinfachen Angeboten wird die Kapitalertragsteuer (KESt) von 25 % p.a. automatisch vom Broker einbehalten und an das zuständige Finanzamt abgeführt. Im Gegensatz dazu muss bei nicht steuereinfachen Brokern die erzielte Rendite eigenständig berechnet und im Rahmen einer Einkommensteuererklärung dem Finanzamt gemeldet werden. Zudem ist zu prüfen, ob die Erträge mit dem besonderen Steuersatz von 25 % oder 27,5 % besteuert werden.
Sammelkonto:
In jüngster Zeit haben einige Broker Sammelkonten eingeführt. Hierbei werden die Kundengelder auf einem Konto verwahrt, das auf den Namen des Brokers läuft und bei einer Partnerbank des Brokers geführt wird. Laut Angaben der Broker werden die Kundengelder treuhänderisch bei der Partnerbank gehalten. Im Fall einer Insolvenz der Partnerbank sollen diese Gelder dennoch durch die Einlagensicherung geschützt sein – so die Zusicherung der jeweiligen Online-Broker.
Nachfolgend findest du einen Überblick über die besten Angebote, gegliedert nach steuereinfach und nicht steuereinfach sowie nach Einzel- und Sammelkonten.
Steuereinfach: Einzelkonto
DADAT Bank
Die DADAT Bank bietet mit 3,00 % Aktionszins für die ersten vier Monate das attraktivste Angebot in dieser Kategorie. Nach Ablauf der Aktion bleibt ein Bestandszins von 2,00 % erhalten bzw. ab 1.3.2025 dann 1,75 % p.a. Die Zinsen werden jährlich gutgeschrieben, und Guthaben bis zu 300.000 Euro werden verzinst. Zusätzlich profitieren Kunden von einer Befreiung von Depotgebühren bis Ende 2029 und besonders günstigen Transaktionsspesen.
Bank Direkt
Die Bank Direkt punktet mit einem Bestandszins von 2,00 % pro Jahr, obwohl kein Aktionszins angeboten wird. Zu den Vorteilen zählen ein 75-Euro-Bonus ab Dezember 2024, 1-Euro-Ordergebühren für drei Monate und ein kostenloses Girokonto bei bestimmten Bedingungen. Besonders für langfristig orientierte Anlegende, die auch von niedrigen Depot- und Transaktionskosten profitieren möchten, ist dies eine solide Option.
easybank
Mit einem Bestandszins von 0,50 % liegt die easybank am unteren Ende der Zinsskala. Allerdings bietet sie eine langfristige Aktion: Bis Ende 2027 fallen keine Depot- oder Verrechnungskontogebühren an. Die Verzinsung ist auf Guthaben bis 150.000 Euro begrenzt, was das Angebot eher für kleinere Einlagen attraktiv macht.
Bis 4,00 % p.a., nicht steuereinfach, Sammelkonto
Diese Broker lassen die Kundengelder auf Sammelkonten bei anderen Banken liegen. Die erwirtschafteten Erträge werden zum Teil danach an die Kunden ausbezahlt.
XTB
XTB bietet den höchsten Aktionszins in dieser Kategorie mit 4,00 % für die ersten 90 Tage. Nach dieser Phase sinkt der Bestandszins auf 1,55 %. Die Zinsen werden monatlich gutgeschrieben, und die Verwahrung erfolgt über ein Sammelkonto bei J.P. Morgan SE. Dieses Angebot eignet sich besonders für Anleger, die kurzfristig hohe Zinsen nutzen möchten.
Trading 212
Das Angebot von Trading 212 bietet einen attraktiven Bestandszins von 3,40% p.a., wobei die Zinsgutschrift täglich erfolgt. Es handelt sich um ein nicht steuereinfaches Modell, was bedeutet, dass Steuerangelegenheiten eigenständig vom Anleger verwaltet werden müssen. Die Einlagen werden über ein Sammelkonto und Geldmarktfonds verwahrt, wobei J.P. Morgan, Barclays und andere Geldmarktfonds als Verwahrstellen dienen. Ein spezieller Aktionszins oder weitere Boni wurden nicht angegeben.
Trade Republic
Trade Republic überzeugt mit einem konstanten Bestandszins von 3,00 %, der monatlich gutgeschrieben wird. Allerdings ist die Verzinsung auf Guthaben bis 50.000 Euro begrenzt. Die Verwahrung erfolgt über ein Sammelkonto bei renommierten europäischen Banken wie der Deutschen Bank oder JP Morgan.
In Deutschland gibt es keine Grenze von 50.000 Euro die maximal verzinst werden. Dort kann auch mehr als nur ein Sammelkonto verwendet werden als auch Geldmarktfonds, wo die Kundengelder gelagert werden. In Österreich wird das jedoch erst später eingeführt.
Scalable Capital
Auch Scalable Capital bietet einen Bestandszins von 3,00 % an, der quartalsweise gutgeschrieben wird. Die Verzinsung ist auf 50.000 Euro begrenzt, kann aber für PRIME+-Kunden auf 500.000 Euro erhöht werden. Die Verwahrung erfolgt über ein Sammelkonto, kombiniert mit Geldmarktfonds.
Aufzupassen ist, wie denn die konkreten Bedingungen der verschiedenen Angebote ausgestaltet sind. Handelt es sich beim Investment in den Geldmarktfonds tatsächlich um ein Direktinvestment, so könnten die Erträge daraus unter dem besonderen Steuersatz von 27,5 % fallen und nicht wie bei Sparzinserträgen unter 25,0 %. Im Einzelfall ist hier die vertragliche Ausgestaltung zu prüfen.
Bis zu 3,25 % p.a., nicht steuereinfach, Einzelkonto
Consorsbank
Mit einem Aktionszins von 3,25 % für drei Monate bietet die Consorsbank eines der attraktivsten kurzfristigen Angebote. Nach der Aktion sinkt der Zins auf 1,00 %. Die Zinsen werden quartalsweise gutgeschrieben, und es besteht die Möglichkeit, eine Prämie von 40 Euro zu erhalten.
Traders Place
Traders Place bietet einen Aktionszins von 3,00 % bis Ende März 2025 und danach einen Bestandszins von 2,75 %. Eine Mindesteinlage von 5.000 Euro ist erforderlich. Die Zinsen werden quartalsweise ausgezahlt, was dieses Angebot besonders für mittel- bis langfristige Sparer interessant macht.
Smartbroker+
Langfristig orientierte Anleger finden bei Smartbroker+ einen Bestandszins von 2,75 %. Das Angebot ist auf Guthaben bis 100.000 Euro begrenzt, und es müssen mindestens drei Wertpapiertransaktionen pro Quartal durchgeführt werden. Trotz der Anforderungen bleibt dies ein solides Angebot für aktive Anleger.
Warum gibt es höhere Zinsen auf einem Sammelkonto?
Der eine Broker sagt von sich, er gebe die EZB-Einlagefazilität 1:1 weiter, ein anderer sagt, er erhalte viel höhere Zinserträge von der Bank des Sammelkontos und gibt einen Teil weiter. In diesem Fall bietet dieser Broker sogar einen höheren Zins an, als es die Einlagefazilität ist. Im Moment ist es modern, dass viele Broker hohe Zinsen anbieten auf diesen Sammelkonten.
Hier 6 zentrale Punkte, warum Online Broker gerne Sammelkonten verwenden könnten:
1. Skaleneffekte und Verhandlungsposition
- Sammelkonten bündeln die Einlagen vieler Kunden und ergeben so einen sehr hohen Gesamtbetrag. Dadurch entsteht eine starke Verhandlungsposition gegenüber der Partnerbank (z. B. Deutsche Bank, Citi oder Barclays).
- Banken bieten institutionellen Kunden wie Brokern oft höhere Zinssätze für große Einlagen an, als sie es für Einzelkonten tun würden, weil das Risiko gestreut ist und die Verwaltungskosten geringer sind.
2. Kurzfristige Geldanlage
- Banken oder andere Finanzinstitutionen zahlen hier ebenfalls höhere Zinsen, als ein gewöhnliches Einzelkonto erhalten würde.
3. Keine volle Weitergabe der Zinsen
- Die Zinsen, die ein Broker auf dem Sammelkonto erzielt, sind in der Regel höher, als der Betrag, den er an seine Kunden weitergibt. Die Differenz bleibt als Gewinnmarge beim Broker.
- Zum Beispiel könnte der Broker auf dem Sammelkonto 4 % p.a. verdienen, aber nur 3 % p.a. an die Kunden weitergeben.
4. Effiziente Verwaltung
- Durch Sammelkonten spart der Broker erhebliche Verwaltungs- und IT-Kosten im Vergleich zu individuellen Kundenkonten. Diese Einsparungen ermöglichen es, einen Teil der Zinsen weiterzugeben.
5. Kombination mit anderen Einnahmen
- Broker generieren zusätzliche Einnahmen aus anderen Quellen, z. B. Wertpapierleihe, Spread-Geschäften oder Ordergebühren. Diese können verwendet werden, um die angebotenen Zinsen zu subventionieren.
6. Marketingstrategie
- Attraktive Zinsen sind ein Mittel, um Kunden zu gewinnen und an die Plattform zu binden. Selbst wenn die Zinsweitergabe die Marge schmälert, kann der Broker von höheren Handelsvolumina und zusätzlichen Dienstleistungen profitieren.
Einlagensicherung auf Treuhand Sammelkonto
Die Einlagensicherung bzw. die Anlegerentschädigung des jeweiligen Brokers sollte in der Regel kein Thema sein, wenn die Kundengelder bei den Partnerbanken liegen. Es geht vielmehr um den Ausfall einer dieser Partnerbanken. Was passiert dann?
Ein direkter Schutz durch den Broker besteht in der Regel nicht, da Broker lediglich als Vermittler auftreten und oftmals auch keine Banklizenz besitzen (z. B. Trading 212, XTB, Scalable Capital). Hier würde sowieso nur maximal die Anlegerentschädigung von rund 20.000 Euro in Frage kommen.
Rechtlich ist es ein Muss, dass die Kundengelder durch strikte Trennung von Kundeneinlagen und dem Betriebsvermögen des Brokers stattfindet. Diese Vorgehensweise stellt sicher, dass die Gelder der Kunden im Falle einer Insolvenz des Brokers nicht in die Insolvenzmasse einfließen.
Auch wenn die Kundengelder auf einem Sammelkonto verwaltet werden, erfolgt eine individuelle Zuordnung der Einlagen zu den jeweiligen Kunden, bedingt durch das Treuhand-Sammelkonto. Dies ist gesetzlich vorgeschrieben, um die Kundengelder zu schützen. Sollte die Bank, bei der das Sammelkonto geführt wird, insolvent werden, greift die Einlagensicherung pro Kunde und nicht für das gesamte Sammelkonto so stets die Ausführungen der verschiedenen Broker.
Es ist jedoch wichtig, darauf hinzuweisen, dass die genaue Umsetzung der Einlagensicherung von der Struktur des Sammelkontos sowie den vertraglichen Regelungen zwischen Broker und Partnerbank abhängt. Kundinnen und Kunden sollten sich daher stets über die spezifischen Details informieren. Oftmals ist es hier jedoch so, dass die Broker hierzu keine genaueren Angaben machen.
Fazit
Die Wahl des passenden Brokers hängt von individuellen Bedürfnissen ab. Für Anleger, die auf steuerliche Einfachheit Wert legen, bietet die DADAT Bank mit ihrem hohen Aktionszins und attraktiven Zusatzvorteilen die beste Option. Für kurzfristig orientierte Anleger mit Fokus auf maximale Zinsen ist XTB mit seinem 4,00 %-Aktionszins führend, während Consorsbank für eine Kombination aus hohen Zinsen und Prämien interessant ist. Langfristig orientierte Anleger sollten die Angebote von Smartbroker+ und Scalable Capital prüfen. Entscheidend ist, die Balance zwischen Zinserträgen, steuerlicher Einfachheit und weiteren Vorteilen zu finden, um die beste Wahl zu treffen.