Payment for Order Flow ist der Aufreger der letzten Jahre, denn mit diesem Erlösmodell haben viele Neobroker die Brokerage Branche auf den Kopf gestellt. Dann ist die europäische Wertpapieraufsichtsbehörde gekommen und hat gesagt, dass sie es sich schwer vorstellen kann, dass PFOF in der EU erlaubt ist. Zu intransparent und zu nachteilig für den Kunden. Die EU überlegt seitdem, was ihre Linie ist. In Ländern wie den Niederlanden ist es seit vielen Jahren verboten, dass es Kick-Back Zahlungen für Broker gibt, in anderen Ländern wie Deutschland oder Österreich hingegen ist dies kein Problem.
Jetzt ringt die EU um eine gemeinsame Lösung und die dürfte nicht einfach sein. Der EU Rat hat gestern am 20.12. in einer Presseaussendung den aktuellen Status Quo ausgesandt. Es dürfte wohl ein Kompromiss werden, der so oder ähnlich lautet:
- Die Länder die PFOF verbieten wollen, sollen dies auch tun. Die Länder die PFOF erlauben, dürfen das auch tun dürfen. Es soll jedoch eine Beschränkung der Kickback Zahlungen an die Broker geben.
Die Frage wird hier sein, was das im Detail bedeutet. Heißt dies, dass PFOF dem Kunden nicht angeboten werden darf oder heißt dies, dass der heimische Broker PFOF nicht anbieten darf?
Als Beispiel nehmen wir Frankreich her. Frankreich untersagt beispielsweise PFOF. Erhalten nun alle französische Kunden nun kein PFOF mehr, gleich ob diese Kunden eines französischen Brokers oder von Scalable Capital oder Trade Republic sind, die aus Deutschland heraus operieren? Oder haben deutsche Broker wie Scalable Capital oder Trade Republic damit auf einmal sogar einen Wettbewerbsvorteil in Frankreich, weil sie augenscheinlich günstige Trades anbieten können und nicht dem französischen PFOF-Verbot unterliegen? Es bleibt spannend!
Bislang handelt es sich hier lediglich um Verhandlungen des EU-Rats. Der Rat hat die EU-Kommission ersucht einen Aktionsplan zu erstellen, um die Investitionstätigkeit zu fördern. Später muss der Plan in eine Verordnung gegossen werden und diese Verordnung muss das EU-Parlament überstehen, bevor es gültig wird. Dann erst folgt die nationale Gesetzgebung. Da rinnt noch einiges an Wasser die Donau runter.
Consolidated Tape kommt – Zusammenführung aller Order-Streams der wichtigsten Handelsplätze
Mehr Insights verspricht sich der EU Rat bzw. auch die EU Kommission, wenn bei den vorhandenen Order Streams auf den wichtigsten Handelsplätzen endlich Transparenz einkehrt.
Der Verordnungsentwurf für das Consolidated Tape zielt darauf ab, eine zentrale Datenbank oder ein „konsolidiertes Band“ einzurichten, das einen konsolidierten Zugang zu Marktdaten von Handelsplätzen, systematischen Internalisierern und genehmigten Veröffentlichungssystemen in der gesamten EU ermöglicht. Dieses Band soll die allgemeine Preistransparenz an allen Handelsplätzen verbessern und den Anlegern den Zugang zu Handelsdaten erleichtern.
Der aktuelle Entwurf stellt sicher, dass die Anbieter der Handelsplätze zuverlässige konsolidierte Daten nahezu in Echtzeit bereitstellen, indem sie die konsolidierten Datenticker der ausgeführten Geschäfte zusammen mit den zum Zeitpunkt des jeweiligen Geschäfts verfügbaren besten Geld- und Briefkursen sowie den zum Zeitpunkt des Geschäfts verfügbaren besten europäischen Geld- und Briefkursen von den wettbewerbsfähigsten Märkten veröffentlichen sollten.
Dieses Consoldated Tape kommt sicher und führt zu mehr Transparenz, was uns Kunden zu gute kommt.
Die Handelsplätze müssen ihre Orderstreams bereits jetzt veröffentlichen, nur passiert das in unterschiedlichen Formaten und es ist für Außenstehende aktuell nicht möglich zu kontrollieren, ob an bestimmten Handelsplätzen zu bestimmten Wertpapieren zu bestimmten Uhrzeiten für den Kunden nachteilige Kurse angeboten werden – die weiter unten angeführten Studien haben dies ansatzmäßig bereits probiert und sind eher zu dem Ergebnis gekommen, dass die typischen PFOF-Handelsplätze nachteilige Kursstellungen für die Kunden anbieten (ausgenommen sind davon die Ergebnisse der Studien der Neobroker).
Wie schädlich ist PFOF für die Kunden?
Es gibt keine eindeutige Antwort darauf, ob Payment for Order Flow (PFOF) für Kunden gut oder schlecht ist. Einige Leute argumentieren, dass PFOF dazu beitragen kann, die Kosten für den Handel zu senken, indem es Brokern und Börsenmaklern ermöglicht, Erlöse zu generieren, ohne dass zusätzliche Gebühren an die Kunden weitergegeben werden müssen. Andererseits gibt es auch Bedenken hinsichtlich möglicher Interessenkonflikte, die durch PFOF entstehen können.
Ein Interessenkonflikt könnte entstehen, wenn ein Broker oder Börsenmakler einen Auftrag von einem Kunden erhält und diesen an einen Marktteilnehmer weiterleitet, der für die Weiterleitung eines Auftrags eine höhere Vergütung zahlt als andere Marktteilnehmer. In diesem Fall könnte der Broker oder Börsenmakler einen finanziellen Anreiz haben, den Auftrag an den höher vergütenden Marktteilnehmer zu leiten, anstatt den besten Preis für den Kunden zu suchen. Solche Interessenkonflikte könnten dazu führen, dass Kunden schlechtere Ausführungspreise erhalten, als sie andernfalls erhalten hätten.
Ist die niedrigere Ordergebühr der Neobroker nicht vorteilhaft für den Kunden?
Hier eine Auswahl an 5 Studien, die konträre Ergebnisse liefern. Drei dieser Studien wurden von nationalen Aufsichtsbehörden wie z. B. der deutschen BaFin erstellt. In den Ergebnissen zeigen sich hier kostenmäßige Nachteile für die Kunden und Vorteile bestenfalls nur, wenn es sich um Kleinstordergrößen handelt. Die beiden Studien, im Auftag von Neobrokern, zeigen hingegen, dass PFOF günstig ist für deren Kunden.
Studien der Aufsichtsbehörden
- Studie zur Ausführungsqualität an ausgewählten deutschen Handelsplattformen (BaFin)
- Payment for order flow: an analysis of the quality of execution of a zero-commission broker on Spanish stocks Policy and International Affairs Directorate General (CNMV)
- Assessing the quality of executions on trading venues The“Comparative PricingModel (AFM)
Studien der Neobroker
- Private investors and the emergence of neo-brokers: Does payment for order flow harm private investors? (Trade Republic)
- Case Study Best Execution, Best Possible Result A Case Study on Trading on Institutional and Retail Exchanges From the Perspective of a Retail Investor (Scalable Capital)
Was ist Payment for Order Flow?
Payment for Order Flow (PFOF) bezieht sich auf den Betrag, den ein Broker oder eine Börsenmaklerfirma von einem Market Maker oder einer anderen dritten Partei dafür erhält, dass sie Handelsaufträge von Kunden an diesen Marktteilnehmer weiterleitet. PFOF ist eine Methode, die von einigen Brokern und Börsenmaklern verwendet wird, um Einkommen zu generieren, indem sie Kundenaufträge an andere Marktteilnehmer weiterleiten, anstatt sie selbst auszuführen. Die Höhe des PFOF kann je nach Art des Auftrags und dem Marktteilnehmer, der den Auftrag ausführt, variieren.
PFOF ist ein umstrittenes Thema und von manchen, unter anderem der Europäischen Wertpapieraufsichtsbehöre, als potenzielles Interessenkonflikt angesehen wird, da Broker, die PFOF erhalten, möglicherweise nicht immer in der Lage sind, die besten Ausführungspreise für ihre Kunden zu gewährleisten. Damit ist die Best-Execution für die Kunden nicht mehr möglich und diese muss jedoch gegeben sein.
Zur aktuellen Presseaussendung des EU Rats:
- Capital markets union: Council agrees negotiating mandate on proposal to strengthen market transparency
- https://www.consilium.europa.eu/en/press/press-releases/2022/12/20/capital-markets-union-council-agrees-negotiating-mandate-on-proposal-to-strengthen-market-transparency/