Beachte: Veranlagungen in Finanzinstrumenten sind mit Risiken verbunden und können neben den Erträgen auch zum Verlust des eingesetzten Kapitals führen.

Scalable Capital will Vollbank und Market Maker werden – was bedeutet das für uns hier in Österreich?

Laut FinanceFWD steht der deutsche, derzeit noch nicht steuereinfache Neobroker Scalable Capital aus München offenbar kurz vor dem Erhalt einer eigenen Vollbanklizenz. Nach exklusiven Informationen von Finance Forward hat das Unternehmen einen entsprechenden Antrag bei der deutschen Finanzaufsicht BaFin eingereicht. Neben der Vollbanklizenz plant Scalable Capital aber auch den Aufbau eines eigenen Market Makers.

Mit der Vollbanklizenz ist es Scalable Capital auch möglich die Wertpapierdepots und Verrechnungskonten selbst zu führen und ist nicht mehr von der Baader Bank abhängig. Was diese Veränderung für uns hier in Österreich bedeuten könnte? Spannendes! Spannend in Hinblick auf Anspannung oder Entspannung, je nachdem wie Scalable Capital dieses Problem praktisch lösen wird. Genaueres weiß man jedoch nicht und wird sich auch erst zeigen, wenn Scalable Capital tatsächlich auch eine Vollbanklizenz inne hat und was sie mit dieser macht. Auch dass Scalable Capital Market Maker werden möchte ist interessant, denn dadurch umgeht der Broker das vermeintlich kommende Payment-for-Orderflow Verbot und macht das selbe wie der eigene Broker von Tradegate mit dem Namen Tradegate.Direct.

Welche Produkte kommen? Girokonto, Sparkonto?

Bisher besitzt Scalable Capital eine Lizenz als Wertpapierhandelsbank und arbeitet eng mit der Baader Bank zusammen. Eine Vollbanklizenz würde es dem Münchner Fintech ermöglichen, die bisher von der Baader Bank erbrachten Dienstleistungen selbst umzusetzen und zusätzliche Dienstleistungen wie das Einlagengeschäft in Form von Tagesgeld als auch Festgeld anzubieten. Auch ein Girokonto mit Debitkarte wäre eine weitere Möglichkeit. Auch das Angebot eines eigenen Wertpapierkredits wäre hier ohne weiteres möglich. Träumen darf erlaubt sein, eine zeitnahe Umsetzung all dieser Produkte wird es wohl kaum geben und der Scalable CEO Erik Podzuweit hatte dies in seinen Interview bislang auch in Abrede gestellt – der Fokus liegt weiterhin auf Investmentlösungen.

Macht Scalable Capital auch die Depotführung dann selbst? Auswirkungen auf die Kund:innen in Österreich

Nachdem diese Pläne nun publik wurden, ergibt es auch Sinn, warum die Baader Bank bislang nur von Vertragsverlängerungen mit Scalable Mitbewerbern wie Finanzen.net Zero, Traders Place und Co sprach. Es könnte zu einer Scheidung kommen zwischen Scalable Capital und der Baader Bank, wenn Scalable tatsächlich eine Vollbanklizenz erhält und so die Depots und Verrechnungskonten inhouse führt.

Passiert in diesem Zuge tatsächlich ein Wechsel des Depots von der Baader Bank hin zu Scalable Capital? Falls dies der Fall wäre, hier zwei Gedankenspiele dazu:

Gedankenspiel 1: Passiert tatsächlich eine Übersiedelung von der Baader Bank zu Scalable Capital, so wäre das ein Depotübertrag von einem ausländischen Depot zu einem anderen ausländischen Depot. Passiert tatsächlich ein Depotübertrag von einem ausländischen Depot zu einem anderen ausländischen Depot, so müsste dieser innerhalb eines Monats an das Finanzamt vom Steuerpflichtigen gemeldet werden wie die Randziffer 6168 der Einkommensteuerrichtlinien verrät. Ähnliches passierte auch bereits früher beim Wechsel des Depotpartners bei Smartbroker oder als im Zuge des Brexit die Interactive Brokers Kund:innen von der IBKR UK zu IBKR LU/IE/HU transferiert wurden. Passiert dies nicht durch den Steuerpflichtigen, so wäre dies steuerlich eine Veräußerung.

Persönliche Anmerkung: Warum ich so ein Faible für steuereinfache Broker habe? Weil ich durch Depotüberträge aus dem Ausland Probleme mit dem Finanzamt bekam. Deshalb ist mir das Thema Depotübertrag ein Herzensthema, damit andere nicht die selben Fehler machen, wie ich sie machte. Mehr dazu in diesem Video: Finanzamt prüfte fehlerhaften Depotübertrag: Das Ergebnis

Gedankenspiel 2: Ein anderes Gedankenspiel wäre, dass die Scalable Capital Niederlassung in Wien aufgewertet wird zu einer Niederlassung der dann vorhandenen Vollbank. Wenn danach ein Übertrag von der Baader Bank hin zur Bankniederlassung in Wien von Scalable Capital passiert und die Anschaffungskosten hierbei übermittelt werden, dann liegt nach österreichischen Einkommensteuergesetz keine Veräußerung vor (siehe § 27 EStG Abs. 6 Z 2). Würde dies passieren, würde dies für die Scalable Capital Österreich Kund:innen bedeuten, dass der Broker ab diesem Zeitpunkt steuereinfach wäre.

Diese beiden Gedankenspiele sind reine Gedankenspiele und fußen auf dem Bericht von FinanceFWD, dass Scalable Capital eine Vollbank werden möchte. Passiert dies und umfasst das Produktportfolio der neuen Scalable Bank auch die Depotführung, könnte dies spannend werden für die österreichischen Kund:innen. Der Broker ist aber anscheinend auf flotten Fuß auch in Österreich steuereinfach zu werden. Im März als auch im August 2024 gab es bereits dazu passende Berichte hier auf Broker-Test.at.

Auch beim anderen deutschen Neobroker, Trade Republic, ist es so, dass diese sich in den letzten Monaten von ihrem Depotpartner HSBC lösten bzw. noch immer lösen. Genaueres über die Vorgehensweise und Implikationen ist hier nicht bekannt.

Start als eigener Market Maker als Antwort auf vermeintliches PFOF Verbot

Neben der Banklizenz plant Scalable Capital auch den Einstieg als Market Maker, wie aus der oben bereits verlinkten Informationen von Finance Forward und Finanz-Szene hervorgeht. Ein Market Maker agiert als Handelspartner für Käufer und Verkäufer von Aktien, Anleihen oder ETFs und sorgt so für Liquidität am Markt – aktuell macht dies die Baader Bank über den Handelsplatz gettex bei Scalable Capital. Besonders in Randzeiten, wenn der Handel normalerweise gering ist, garantiert der Market Maker, dass Transaktionen zustande kommen, indem er Käufer und Verkäufer zusammenbringt. Dabei verdient der Market Maker am Unterschied zwischen dem An- und Verkaufspreis. Ein anderer deutscher Neobroker macht genau das bereits. Tradegate ist ein Handelsplatz und hat mit seinem B2C Brokerage Angebot tradegate.direct einen eigenen Broker gestartet. Tradegate.direct ist noch nicht verfügbar in Österreich, ein Start ist geplant, wann ist unbekannt.

Scalable Capital könnte durch diesen Schritt in der Lage sein, Transaktionen vollständig zu internalisieren, wenn Käufer und Verkäufer für eine bestimmte Aktie direkt auf der Plattform zusammengeführt werden. In solchen Fällen würde die gesamte Wertschöpfung bei Scalable Capital liegen. Dennoch wird erwartet, dass das Fintech auch externe Market Maker auf seine Plattform integriert, wodurch es als systematischer Internalisierer auftreten könnte. Trade Republic macht dies bereits, auch dieser deutsche Neobroker darf in die Trades der Kund:innen einsteigen. Geregelt ist dies in den Geschäftsgrundsätzen zur systematischen Internalisierung.

Vorbereitung auf das Verbot von Rückvergütungen

Die Praxis der Kickback-Zahlungen für Online-Broker im Rahmen des Payment-for-Orderflow wurde zum 28. März 2024 verboten, wie ein Bericht zu dieser Zeit zeigte. Jetzt jedoch könnte dieses Verbot gelockert werden, wie aus der Mitteilung des EU-Rates hervorgeht. In seiner Stellungnahme hat der Rat beschlossen, das vorgeschlagene Verbot von „Inducements“ (oft als „Provisionen“ oder „Rückvergütungen“ bezeichnet) für Execution-only-Verkäufe – bei denen keine Anlageberatung erfolgt – aufzuheben. Bereits seit einiger Zeit gilt ein Verbot solcher Zahlungen bei unabhängiger Anlageberatung und Portfolioverwaltung, allerdings mit bestimmten Ausnahmen.

Gleichzeitig hat der Rat Maßnahmen ergriffen, um potenziellen Interessenkonflikten noch stärker vorzubeugen. Zu diesen Maßnahmen gehören:

  • Die Verbesserung der Transparenz- und Offenlegungspflichten bezüglich der als Inducements geltenden Zahlungen, ihrer Kosten sowie ihrer Auswirkungen auf die Anlageerträge.
  • Die Einführung eines Inducement-Tests in Fällen, in denen kein generelles Verbot für Inducements besteht.
  • Die Implementierung eines einheitlichen Tests, der die Verpflichtung von Beratern, im besten Interesse des Kunden zu handeln, präzisiert.

Fazit

Scalable Capital steht vor einer potenziell tiefgreifenden Transformation: Der Schritt zur Vollbank und zum eigenen Market Maker bringt große Veränderungen, auch für Österreich. Sollte Scalable Capital die Vollbanklizenz erhalten, könnte dies die Abhängigkeit von der Baader Bank beenden und es dem Unternehmen ermöglichen, Depots und Verrechnungskonten selbst zu führen – ein entscheidender Schritt in Richtung Steuervereinfachung für österreichische Kund. Zudem bietet die geplante Market Maker-Rolle eine Möglichkeit, das kommende Payment-for-Orderflow-Verbot zu umgehen und die Wertschöpfung weiter zu internalisieren. All diese Entwicklungen sind nicht nur spannend, sondern könnten auch die Konkurrenz im österreichischen Markt beleben, insbesondere in Bezug auf steuereinfache Lösungen und neue Produkte wie Girokonten oder Sparkonten.

Die kommenden Monate bleiben spannend, und die österreichischen Anleger sollten die Entwicklungen bei Scalable Capital im Auge behalten. Sollten die Pläne zur Vollbanklizenz und Market Maker-Rolle Wirklichkeit werden, könnte dies für mehr Flexibilität und möglicherweise attraktivere Konditionen sorgen – und vielleicht wird Scalable Capital dann endlich auch hierzulande steuereinfach.

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