Trade Republic hat in den vergangenen zwölf Monaten beeindruckende Wachstumszahlen präsentiert und sich als führender Neobroker in Deutschland und Europa etabliert. Die Verdopplung der Kundenzahl auf mittlerweile 8 Millionen und der Anstieg des verwalteten Vermögens auf über 100 Milliarden Euro zeugen von einer erfolgreichen Strategie, die auf Innovation und den Ausbau von Dienstleistungen setzt und natürlich das Glück des Moments. Zur richtigen Zeit, an der richtigen Stelle und viele finden das Angebot so gut, dass sie Kundschaften werden. Was offen ist, wie wird eine Kundschaft definiert? Ist es der erfolgreiche Download? Ist es die Dotation des Verrechnungskontos mit Geld oder ist die Definition des Kunden nochmals anders? Wie auch immer die Definition im Detail ist, für Außenstehende ist das veröffentlichte Wachstum bemerkenswert.
Mit dem Wachstum, das die Konkurrenz in den Schatten stellt, verfolgt das Berliner Fintech ambitionierte Ziele – steht aber auch vor erheblichen Herausforderungen wie das ewige Thema Steuereinfachheit in Österreich oder der gefühlt nicht vorhandene Kundensupport immer wieder aufzeigt.
Das Wachstum ist beachtlich:
Jahr | Anzahl der Kunden | Quelle |
---|---|---|
2019 | 100.000 | FinanceFWD |
2020 | 600.000 | Wikipedia |
13.10.2021 | Mehr als 1 Million | FinanceFWD |
18.10.2022 | Mehr als 2 Millionen | Handelsblatt |
Ende 2023 | 4 Millionen | Broker-Test |
Ende 2024 | 8 Millionen | Broker-Test |
Beeindruckendes Wachstum
Die Verdopplung der Kundenzahl auf 8 Millionen in nur einem Jahr, darunter 5,3 Millionen allein in Deutschland, hebt Trade Republic klar von der Konkurrenz ab. Zum Vergleich: N26, ebenfalls ein prominentes deutsches Fintech, konnte im gleichen Zeitraum lediglich 600.000 neue Kunden gewinnen und kommt auf insgesamt 4,8 Millionen Kunden. flatexDEGIRO, ein hier allseits bekannter und etablierter Online-Broker, steigerte seine Kundenzahl um 370.000 auf 3,07 Millionen, während die DKB im Privatkundengeschäft 148.000 neue Kunden verzeichnete. Diese Zahlen zeigen deutlich, wie stark Trade Republic den Markt dominiert und in der Lage ist, sowohl junge als auch erfahrene Anleger anzusprechen, wobei es natürlich eher die jüngere Zielgruppe ist, die bei dem nicht steuereinfachen Broker aus Deutschland ein Depot eröffnet.
Besonders das verwaltete Vermögen spiegelt die Stärke des Unternehmens wider. Mit über 100 Milliarden Euro hat Trade Republic sein Wachstum in diesem Bereich um zwei Drittel gesteigert. Bemerkenswert ist, dass etwa 80 % dieser Gelder in ETF-Sparplänen investiert sind, was die Kernkompetenz des Neobrokers unterstreicht. Die restlichen 20 % entfallen auf Tagesgeldkonten, die durch die Weitergabe des EZB-Einlagenzinses von 3 % äußerst attraktiv gestaltet wurden, wie auch der Sparzinsen Vergleich aufzeigt.
Neue Produkte als Wachstumstreiber
Zu den entscheidenden Faktoren für das starke Wachstum gehören die Einführung neuer Produkte. Vor allem wird es die Verzinsung sein, die aktuell dem EZB-Leitzins für die Einlagefazilität entspricht und somit bei 3,00 % p.a. liegt zum Stand 17. Jänner 2024. In Österreich verzinst Trade Republic diese Guthaben bis zu einer Einlage von maximal 50.000 Euro und das Guthaben liegt auf Sammelkonten von Partnerbanken in Deutschland, Frankreich oder Irland. In Deutschland gibt es kein Limit auf das investierte Vermögen, dort verteilt Trade Republic die Kundengelder jedoch nicht nur auf mehre Sammelkonten von Partnerbanken sondern investiert diese auch in Geldmarktfonds – so liest es sich in den Broker-Bedingungen.
Die Anfang 2024 gelaunchte kostenlose Bezahlkarte wurde von über 2 Millionen Kunden angenommen und entwickelte sich zu einem zentralen Instrument der Kundengewinnung. Laut Unternehmensangaben trägt auch das neue kostenlose Girokonto zum Erfolg bei, da es den Kunden einen weiteren Mehrwert bietet und den Übergang von einem reinen Broker zu einer umfassenden Finanzplattform markiert. Diese Aussage ist jedoch mit einem großen Fragezeichen versehen, denn das Girokonto wurde erst jetzt einer breiten Öffentlichkeit in Deutschland zur Verfügung gestellt, nachdem es Ende Mai 2024 groß angekündigt wurde. Auch in Frankreich wurde das Girokonto nun eingeführt und wird damit erst im Jahr 2025 zu einem Wachstumstreiber werden können.
Mit diesen Produkten hat Trade Republic bewiesen, dass es nicht nur ein Nischenanbieter im Wertpapiergeschäft ist, sondern zunehmend den Anspruch erhebt, die Rolle einer vollwertigen Bank für eine digitale Generation zu übernehmen.
Herausforderungen und Wettbewerb
Trotz dieser Erfolge steht Trade Republic vor großen Herausforderungen. Ein besonders brisantes Thema ist das bevorstehende Verbot von „Payment for Order Flow“ (PFOF) durch die EU, das spätestens bis Sommer 2026 umgesetzt werden soll. Diese Praxis, bei der Broker Rückvergütungen für die Weiterleitung von Kundenorders erhalten, macht aktuell etwa ein Drittel der Erträge des Unternehmens aus. Während Konkurrenten wie Scalable Capital bereits mit der Schaffung eigener Handelsplätze auf diese regulatorische Änderung reagieren, hat Trade Republic hierzu noch keine klaren Pläne veröffentlicht. Dies wirft Fragen auf, wie das Unternehmen den möglichen Verlust dieser Einnahmequelle kompensieren will.
Ein weiteres Problemfeld ist der Kundenservice. Der Broker spricht hier von Investitionen in in dreistelliger Millionenhöhe doch das Feedback der Kund:innen ist seit Jahren schlecht bis sehr schlecht. Die Qualität als auch die Antwortzeiten sind nicht so, wie man es von herkömmlichen Brokern gewöhnt ist. Kunden bemängeln weiterhin schlechte Erreichbarkeit und wenig hilfreiche Antworten, was in einem stark wachsenden Unternehmen zu einem zentralen Risiko werden kann. Der Broker ist nur via E-Mail oder Chat erreichbar, ein Telefonservice wird seit vielen Jahr nicht mehr angeboten. Das ist natürlich vermeintlich bequem. Die langfristige Kundenbindung erfordert nicht nur innovative Produkte, sondern auch einen passenden Service, der aktuell hinter den Erwartungen zurückbleibt.
Internationale Expansion und Marktposition
Im Vergleich zur Konkurrenz zeigt sich Trade Republic in einer dominanten Marktposition. Während N26 und andere Neobroker nur langsam wachsen, übertrifft das Berliner Unternehmen nicht nur in Bezug auf Kundenzahlen, sondern auch bei Innovation und Produktvielfalt die meisten Wettbewerber. Selbst etablierte Banken wie die ING Deutschland und DKB können mit dem rasanten Tempo von Trade Republic nicht Schritt halten.
Trade Republics Wachstumsstrategie umfasst auch die internationale Expansion. Mit Lizenzen in Frankreich, Italien und Spanien stärkt das Unternehmen seine Präsenz in 17 Märkten. Besonders in Frankreich hebt sich Trade Republic durch die Einführung provisionsfreier Sparpläne für das staatlich geförderte PEA (Plan d’Épargne en Actions) hervor, was das Vertrauen der Kunden in diesen Märkten steigern soll. Gleichzeitig hat das Unternehmen angekündigt, die Steuerabwicklung für Kunden außerhalb Deutschlands zu vereinfachen – ein weiterer Schritt, um sich als kundenfreundlicher Anbieter zu positionieren. Da ist man natürlich auch sogleich beim Thema:
Wann steuereinfach in Österreich?
Die Ankündigung der Steuereinfachheit in Österreich gibt es bereits viele Jahre, nachdem es 2024 wieder nicht soweit war, wurde der Zeitraum bis Ende März 2025 von Julian Collin, einem Trade Republic Vertreter, genannt. Ob dieser Zeitpunkt halten wird und vor allem, wie Trade Republic die Altbestände steuerlich behandeln wird (Anschaffungskosten, angepasste Anschaffungskosten und viele andere steuerliche Besonderheiten), das ist bislang unbekannt und Trade Republic hat sich dazu nicht geäußert.
Geplant ist neben der Einführung der Steuereinfachheit in Österreich, auch die Einführung eines Girokontos mit AT-IBAN wie die Anfrage zu den Trade Republic Plänen 2025 ergab.
Die österreichischen Investor:innen sind weiterhin gespannt.
Fazit
Trade Republic hat sich durch konsequentes Wachstum, innovative Produkte und eine starke Marktpräsenz als führender Neobroker in Europa etabliert. Die Verdopplung der Kundenzahl und die beeindruckenden Vermögenszuwächse unterstreichen das Potenzial des Unternehmens, auch in einem zunehmend regulierten Markt erfolgreich zu bestehen. Gleichzeitig steht das Fintech vor Herausforderungen, die es meistern muss, um seine Marktposition langfristig zu sichern. Dazu zählen die Bewältigung des PFOF-Verbots, die Verbesserung des Kundenservices und die Fortsetzung der internationalen Expansion.
Mit einer klaren Strategie und weiteren Investitionen in zukunftsfähige Geschäftsmodelle könnte Trade Republic jedoch nicht nur die bevorstehenden Hürden meistern, sondern auch eine neue Ära für digitale Finanzdienstleistungen einläuten.
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